Die Meisenknödel wurden extra entfernt, damit ich noch etwas zu beobachten habe, wenn ich hier bin. Die Spatzen-Gang. Gestern zur Matinee ins Delphie Lux. Familie Brasch. Bisher kannte ich vor allem Thomas Brasch, aber das war ja ein ganzer Clan. Drei Brüder, keiner von ihnen wirklich glücklich, alle haben sich den Schmerz, das Unbehagen irgendwie weggetrunken, und jetzt lebt nur noch Marion Brasch, die kleine Schwester. Der Film verknüpft geschickt die Geschichte dieser Familie mit einem Stück DDR-Geschichte.

Vater Brasch, Jude, wollte eigentlich katholischer Priester werden. Im englischen Exil wurde er stattdessen Kommunist, gründete dort mit Honnecker die Freie Deutsche Jugend, später machte er Karriere in der DDR. In die seine Frau gar nicht gern gegangen war. Glücklich wurde sie in der neuen Heimat nicht. Die Kinder wurden weggeben. Ins Internat, die Wochenkrippe. Den ältesten Sohn Thomas, damals noch ein Kind, wird auf eine Kadettenschule geschickt. Ich wusste nicht einmal, dass es so etwas in der DDR überhaupt gegeben hat. Stelle mir das ähnlich wie die Napola vor. Der Junge war sehr unglücklich dort. Und als er dem Vater schrieb, er solle ihn doch bitte dort wegholen, gab der Vater diese Briefe dem Vorgesetzten seines Sohnes. Später verriet er ihn an die Stasi, weil er mit ein paar anderen Flugblätter verteilt hatte. Dafür musste Thomas allerdings nur zwei Monate ins Gefängnis, der jüngere Freund Florian Havemann immerhin zwei Jahre. Christoph Hein verlor seinen Studienplatz, weil Vater Brasch das so wollte, er fand, dieser Pfarrerssohn hätte einen schlechten Einfluss auf seinen Sohn.

Und so ging das immer weiter. Liebe. Verrat. Politik. Kunst. Freunde und Weggefährten erzählten, wir hätten noch ein paar Stunden weiter schauen können. Zumal das ja auch unsere Vergangenheit war, wenn auch in einem anderen Umfeld. Auf der Toilette hörte ich, wie eine Frau zu ihrer Freundin sagte, mit einem solchen Blick hätte sie noch nie auf die DDR geschaut. Und das war als Kompliment gemeint. Vielleicht tut sich da gerade etwas, ich habe den Eindruck.

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