Als ich gestern aus der Praxis kam, standen zwei weihnachtliche Tüten vor meiner Zimmertür. Eine hatten die Schwestern abgegeben, die andere hatte die Spanierin dazugestellt. Sie saß im Wohnzimmer vor dem Fernseher. „Geschenke gibt es doch erst morgen,“ sagte ich. Sie lachte. „Egal.“ Herr W. hatte die Bahn verpasst, also kochte ich in der Zeit schnell eine Kleinigkeit, so konnten wir uns das Essen beim Thai sparen. Bohnen mag er allerdings nicht. Hätte ich mir denken können. Aber ich hatte noch Pilze, konnte bei der Spanierin eine Zuchini leihen.

Weil ich kundgetan hatte, heute ganz allein eine Flasche Cremant trinken zu wollen, hat er mir einen besonders guten Tropfen mitgebracht. „Damit du keinen Kater kriegst.“ Ich war gerührt. Und dann saßen wir mal wieder Stunden plaudernd beieinander. Das Leben. Die Liebe. Filme. Lyrik.

Vorhin segelten hier tatsächlich Flocken. In der Küche kochen die Kartoffeln für den Salat. Kartoffelsalat mit Würstchen, heute wird es mal ganz traditionell, so wie ich das aus meiner Kindheit kenne. Für den Iraker gibt es hart gekochte Eier dazu. Falls er überhaupt da ist. Und dann werde ich mich mit meinem Getränk ins Wohnzimmer zurückziehen, an das vergangene Jahr denken, ein bisschen weinen vielleicht, aber das mache ich ja auch, wenn nicht Weihnachten ist.

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