Für die Suppe mussten noch ein paar Dinge besorgt werden. Da habe ich sie zum ersten Mal gesehen. Die leeren Regale.  Sind so viele hysterisch oder bin ich unvernünftig, weil ich entspannt bin und mir keine weiteren Gedanken mache? Schon gar keine Hamsterkäufe tätige? Die Spanierin sieht müde aus, erschöpft vom vielen Organisieren, auch von den letzten Arbeitstagen. Die sie nicht einmal vergütet bekommt, weil sie ihr das im Dezember gezahlte Weihnachtsgeld wieder abziehen.

Ich hoffe sehr für sie, dass diese Stelle, die sie in der Heimat bekommen hat, sich nicht als Flop entpuppt. Wie sie uns gestern erzählte, kann sie die nämlich jederzeit wieder verlieren, wenn der Mann, den sie vertritt, seinen Platz zurück haben möchte. Das Beamtensystem in Spanien scheint noch abstruser zu sein als unseres.

Unser Neuzugang, der junge Bulgare, steht um 5 Uhr auf, weil er um 7 in dem Betrieb sein muss, in dem er sein Praktikum absolviert. Auch der hatte gestern ordentliche Ringe um die Augen herum. Leicht ist die Arbeit natürlich auch nicht. Ich bin erstaunt über diese jungen Menschen, die mit 20 in die Welt hinaus ziehen, sich ausbeuten lassen, weil sie auf eine bessere Zukunft hoffen. Auf den Job in Deutschland eines Tages vielleicht. Als Maschinenbauingenieur wohl nicht ganz unrealistisch. Dann wird er seine Familie finanziell unterstützen. Seine Oma, die umgerechnet gerade mal 100 Euro Rente bekommt.

Als wir am Samstag den Mietvertrag gemacht haben, erzählte ich ihm von armen deutschen Rentnern, die sich in Bulgarien pflegen lassen, weil das eben wesentlich preiswerter ist als in Deutschland. Da könnte also auch ich mir eines möglichen Tages einen Pflegeplatz leisten. Nur – was soll ich in Bulgarien, überlegte ich laut. Da kenne ich doch niemanden. „Aber du kennst doch mich jetzt.“ Süß.

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