gehen wir spazieren, umlaufen andere Menschen mit großzügigem Abstand. Hin zu unserer Buchhandlung am Bahnhof, in die wir sogar zu zweit eintreten dürfen, weil wir ja auch zusammen wohnen. Unsere Buchhändlerin weiß Bescheid, ich hatte für mich und den Hausmann jeweils ein Buch bestellt. Ich hoffe sehr, dass wenigstens in diesen Zeiten die Menschen an die kleinen Läden denken, dass sie endlich Amazon den Mittelfinger zeigen. Später trinken wir Kaffee im Vorgarten inmitten von Lerchensporn, Zwerghyazinthen, Schlüsselblumen. Die Singdrosseln sind fort, sie waren hier nur vorübergehend.

In den blauen Stühlen sitzt man dicht am Boden, da sehe ich die vielen braunen Blätter viel deutlicher, auch das Geschehen bei den Rosen. Also ab ins Beet Madame.

Als kurze Zeit später der Bulgare nach Hause kommt, bietet er sofort seine Hilfe an. Ob er die Haufen aus dem ehemaligen Farnfeld vielleicht nach vorn? Soll er nicht. Ich werde einen Container bestellen, der ist vielleicht schon an diesem WE da. Da würde er sehr gern mit anpacken. Ob er sich nicht einmal ausruhen wolle, immerhin ist sein Praktikum nicht leicht, da muss er teilweise körperlich schwer arbeiten. Nein, er will sich nicht ausruhen, dann denkt er nur an seine Familie, bekommt Heimweh. Wenn er arbeitet, kann er sich ablenken. Und jetzt geht er singen.

Wie sich herausgestellt, singen der Iraker und der Bulgare seit zwei Tagen mit anderen Menschen die „Ode an die Freude“ und „Der Mond ist aufgegangen“. Von den Schwestern habe ich schon gehört, dass auch sie in ihrer Straße abends singen, hier bei uns singt keiner. In der Pfeddersheimer also. Ich störe den Hausmann, der seit Tagen im Twin Peaks Modus ist, wahrscheinlich schaut er die Staffel gerade zum dritten Mal, und dann stehen wir da, großer Abstand zu den anderen, es gibt eine Flöte, ein Saxophon, und weil ich immer noch heiser bin, krächze ich den Text eher, als dass ich ihn singe.

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