Abschied Paul Nu isser wech. Schade. Vorhin habe ich gesagt, hier passiert ja sonst nüscht. Aber das fand K. dann doch nicht ganz treffend, womit sie natürlich Recht hat. Passiert schon einiges. Das Wetter ändert sich. Plötzlich gießt es wie aus Kannen, Bäche kommen von den Dächern, ein Teil der Scheune unter Wasser, die Wiese sowieso, und dann werden auch noch Paddler ans Ufer gespült. Völlig durchnässte, bei jedem Schritt quietschende Paddler.

Paul zum Beispiel. Sein erster Tag auf dem Fluss, und dann so etwas. Er hat die Nacht bei uns in der Scheune verbracht, gerade eben haben wir ihn zum Fluss gebracht und dabei beobachtet, wie er sein kleines Boot zu Wasser lässt. Nun, wo er geht, hätte er auch noch bleiben können. Es ist nett, mit jungen Menschen zusammen zu sein. Egal, was Pisa auch sagt, es gibt immer welche, mit denen es Spaß macht zu reden, die eine Bereicherung sind. Adieu Paul, wir wünschen Dir eine gute Reise weiterhin. Vier Tage bis Berlin, dann weiter nach Mecklenburg. Möglichst trocken!

Da es gestern immer wieder regnete, blieb uns nichts anderes zu tun, als irgendwie die Zeit zu vertreiben. Und da wir nicht ewig am PC sitzen können, haben wir beim Wein über Etty Hillesum gesprochen, die ich vor ein paar Wochen entdeckt, deren Buch ich aber immer noch nicht besorgt habe. Und wo findet es sich jetzt unverhofft? In K.s mitgebrachter Lektüre. Gestern Nacht die ersten Seiten gelesen. Was für eine bemerkenswerte junge Frau. Ich überlege, ob es dieses Wissen um ihren baldigen Tod ist, sie wurde 1943 in Auschwitz ermordet, das diese Weisheit, gepaart mit Witz und Lebendigkeit, hervor gebracht hat. Um es mal mit Elke Heidenreichs Worten zu sagen: Lesen! Unbedingt!

Ein Gang zu den Kranichen, was machen die eigentlich, wenn es so gießt, da sitzen tatsächlich zwanzig oder mehr auf der Wiese. Unser Weg ein kleiner Fluss. Zurück in unserem ruhigen Hof juckt uns das Fell, wenigstens einmal müssen wir über die Stränge schlagen. Ich habe schon vorgestern den Text aufgeschrieben, und den lernen wir jetzt mal schnell auswendig, damit wir gleichzeitig tanzen und singen können. Einmal wissen, dieses bleibt für immer. Ist nicht Rausch, der schon die Nacht verklagt. Ist nicht Farbenschmelz noch Kerzenschimmer. Von dem Grau des Morgens längst verjagt. Na bitte, geht doch!

1 Kommentar

  1. Marion
    geschrieben am 16. August 2010 um 18:57 Uhr| Permalink

    Für uns immer was Besonderes- ein Wochenende in der Alten Molkerei in Molkenberg. Trotz dem wilden Wetter hatten alle 15 Erwachsene und 12 Kinder gute Laune (und schmutzige Füße).
    Als wir Paul zu seiner Tour verabschiedet haben, war ich besorgt. Der graue Himmel ließ schon einiges ahnen. Während unserer Rückfahrt nach Magdeburg kam dann die Gewissheit per Telefon. Paul ist durchgeweicht. Das Zelt konnte trotz „guter Wassersäule“ bei diesen Wassermassen kein Schutz sein. Danke für das Scheunenasyl! Besseres Wetter und eine tolle Zeit

    wünscht Marion (Paul`s Ma)

Einen Kommentar schreiben

Ihre Daten werden niemals an Andere weiter gegeben.
Die Email-Adresse wird nicht angezeigt. Notwendige Felder sind so markiert: *

*
*