Der Hof glänzt in der Morgensonne, alles sieht aus wie frisch gewischt. Mit dem Auto nach Rhinow, wo ebenfalls Wochenendstimmung herrscht. Beim Bäcker eine Schlange, unsere Torte natürlich abholbereit. Dann endlich der Bus, der N. aus Berlin bringt, die wieder den halben Basic-Laden für uns aufgekauft hat. Ihre Freude darüber, dass wir genug zu essen haben, ist grenzenlos, das Fassungsvermögen unseres Kühlschranks leider begrenzt. Das zweite Frühstück, das wir im Hof im Schatten einnehmen, soll ein wenig Platz schaffen.

Wir baden im Fluss, der noch nie so tief war, noch nie so viel Wasser hatte, jedenfalls nicht im Vergleich zum Vorjahr und den letzten drei Wochen. Kalt ist er auch, wozu die Schwestern erfrischend sagen, nur ich werde mit den Jahren immer empfindlicher. Trotzdem kommt natürlich kein Ton über meine Lippen, wenn ich mich ins Wasser stürze. Jawohl, stürze! Nach dem Mittagsimbiss gehen wir beinahe nahtlos zur Torte über, danach liegen wir im Schatten, lesen oder träumen, schöner kann so ein Sommertag gar nicht sein, wärmer auch nicht.

Ich lese in der ZEIT einen wunderbaren Artikel über den Dichter Peter Hacks, der in meinem Geburtsjahr aus München in die DDR übergesiedelt ist, und als ich an der Stelle angekommen bin, in der es um die Anweisungen für den Gärtner geht, „Wert gelegt wird auf vollständige Abwesenheit von Unkraut, auf Null-Unkraut“, kommt aus den Tiefen meines Körpers ein Glucksen, durch nichts aufzuhalten, im Gegenteil, es steigert sich zu einem Gelächter, einem kleinen Orkan, mit dem ich die restliche Belegschaft verblüffe.

Bevor wir zu Abend essen, üben wir noch einmal den Text, den wir N. schon morgens im Auto beigebracht haben. Einmal wissen, dieses bleibt für immer. Ist nicht Rausch, der schon die Nacht verklagt. Und ja, ich weiß, dass der asbachuralt ist, aber wir haben gerade diese Phase. Boshafte Menschen könnten zweiter Frühling sagen, ich spreche da lieber von…muss ich mir noch überlegen.

Zur Unterstützung hole ich den Laptop aus meinen Zimmer, stöpsele meinen MP3 Player ein, der von N. mit einer rechtsradikalen Partei verwechselt wird, und dann singen wir drei zusammen mit Toni Krahl. Der Auftritt wird von mir gefilmt, leider hört man vor allem meine Stimme. So sehr schön ist es nicht, aber ich habe schon schlimmeres. Und falls die Schwestern nicht sehr, sehr nett zu mir sind, werde ich das Ergebnis auf Youtube veröffentlichen.

Während wir diesen herrlichen Sommertag genießen, ist hier Derwisch L. unterwegs, die in Haus und Hof nach dem Rechten sieht. Sie klappert, mäht Rasen, man könnte meinen, sie mäht sich durch sämtliche Gärten im Dorf. Ich kenne niemanden, der so permanent beschäftigt ist wie diese drahtige, zarte Frau. Sie kann nicht anders, sagt sie. Nur einmal, am Abend, nachdem die Sonne dick und tiefrot über dem Fluss verschwunden ist, treffe ich sie lesend in der Sitzhängematte unter der großen Ulme. Ein seltener Anblick, der von mir sofort dokumentiert wird.

Bevor ich endgültig ins Bett gehe, in den anderen Studios ist es schon dunkel, muss ich noch einmal hinaus. Diese milde Nacht. Und dann noch das schöne Telefonat mit Berlin. In der Scheune ist der beste Platz, wenn man in den Mond schauen will. Als ich nachts einmal wach werde, wundere ich mich über die Laterne, die mir doch sonst nicht direkt ins Bett leuchtet. Tut sie auch nicht. Schon wieder der Mond.

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