balanciert auf einem Efeuzweig und pickt dabei die dunklen Beeren. Das Eichhörnchen zeigt mir seine Hinterseite. Bewegungslos sitzt es über dem Knödelboy. Wahrscheinlich meditiert es. Aus Hülfensberg ist eine Absage gekommen. Der Platz nächste Woche war doch schon vergeben. Schade. In manchen Dingen bin ich spontan, ich hätte gerne sofort ein paar Tage mit den Franziskanern mit gelebt. Aber vielleicht ist der Herbst sowieso eine günstigere Jahreszeit für einen Besuch im Kloster, vor allem für kleine Wanderungen in der Umgebung. Ich bin müde. Gestern Abend ist es doch später geworden. So wie das eigentlich immer der Fall ist, wenn die Freundin zu Besuch kommt.

Ein richtiger Besuch war das auch gar nicht, eigentlich waren Mutter und Kind nur in Berlin, weil gestern ein MRT angeordet war. Mit Narkose. Sie wollen die Immuntherapie, die letzte Etappe der über einjährigen Behandlungsoddyssee des Jungen in Berlin machen, weil das hier ambulant möglich ist. Nächsten Monat wird endlich die Nasensonde entfernt, es geht bergauf. Sogar zwei Kilo zugenommen hat er, und auch laufen ist wieder möglich. Was alles hinter den beiden liegt, ich glaube der Freundin, wenn sie sagt, das würde meine Vorstellungskraft übersteigen.

Heute Morgen klopfte der Junge zaghaft an meine Tür. Als ich das erste mal in der Küche war, schliefen die beiden noch, das kann man von der Terrasse aus ja sehen. Aber nun waren sie wach, und eigentlich wollte der Junge auch meinen Mann sehen. Meinen Mann? Ach so, den Hausmann, der so schön mit ihm Räuber und Polizist spielt. „Das ist nicht mein Mann. Ich glaube, ich sagte das bereits.“ Die Freundin lacht. „Das Kind ist konservativ. Du lebst mit ihm zusammen, dann ist er auch dein Mann.“ Also bitte, ist er eben mein Mann. Wenn es dem Genesungsprozess dient.

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