Mit Kaffee und Melone zurück ins Bett. Der Glaser kommt um elf, so lange kann ich arbeiten. Ich brauche dringend einen Schreibtisch, diese komische Haltung tut mir nicht gut. Ein gescheites Frühstück gibt es auch nicht, es sind nur noch zwei Scheiben Knäckebrot da. Mit dem Rad zum Bäcker. Einen zweiten Espresso kochen. Meine Sachen für Amsterdam zusammensuchen. Abends ist es kühl, tagsüber manchmal recht warm, gelegentlich regnet es. Das Zwiebelprinzip also.

Der Glaser ist ein netter Mensch, obwohl nicht angekündigt, nimmt er nicht nur das Fenster aus dem ersten Stock mit, sondern auch die Terrassentür, in der seit Jahren die Scheibe fehlt. Und ja, er wird sich bemühen, beides am späten Nachmittag fertig zu haben und zurück zu bringen. Jetzt kann ich gehen.

Mit zwei kleinen Rucksäcken in die Stadt. Die Stiefel, die mir zu meinem Glück bzw. für ordentliche Stadtspaziergänge durch Amsterdam noch fehlen, sind ebenfalls fertig. Freitag wusste die Frau vom Schuster noch nicht, ob ihr Mann das schaffen würde. Dafür tut jetzt oben links der Zahn weh. Wie kann der überhaupt weh tun, wenn der gar keine Wurzel mehr hat? Ich werde den Schmerz ignorieren. Werde mich nur auf das Putzen konzentrieren. Um halb sechs kommt der neue Gast, bis dahin sollte ich fertig sein. Wieder ein angehender Mediziner, der in der Charité ein Praktikum macht.

Später ziehe ich mit ein paar Büchern, mit meinen Lieblings-CDs und Bergen von Unterlagen in das vordere Zimmer, das mit seinem leeren Bücherregal und dem verlassenen Schreibtisch von anderen Zeiten erzählt. Von einem anderen Leben. Ich lausche in mich hinein. Möchte ich weinen? Möchte ich nicht. Die kleine Musikanlage muss auch umziehen. Warum habe ich in den letzten Jahren so wenig Musik gehört? Jetzt höre ich ständig welche. Habe ich noch eine neue Batterie für den MP3-Player?

Ein paar Worte mit dem jungen Mann wechseln, die Vorzüge der Wohnung schildern, die Lage, und nochmal die Lage, wo kann man einkaufen, wo preiswert essen. Als er von einem ersten Rundgang zurück kommt, trinken wir noch ein Glas Wein, jeder erzählt ein wenig von sich, und danach überlege ich, wo dieser Tag geblieben ist, ob mir der Zahn morgen auch noch weh tun wird und ob ich überhaupt schlafen kann. Und wollte ich nicht noch Fotos in ein neues Webalbum laden? Für Paul? Heute, das sowieso schon morgen ist, auf alle Fälle nicht. Runterfahren. Das wird mir vielleicht noch gelingen.

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