schien gestern die Sonne, und selbst die Tatsache, dass der Cappuccino nach gar nichts schmeckte, konnte uns nicht wirklich die Laune verderben. Der Kleine fand einen Spielgefährten auf dem Spielplatz, und sogar meine Freundin konnte eine Viertelstunde in aller Ruhe mit mir in der Sonne auf der Bank an der Promenade sitzen. Das Leben ist schön. Danke liebe Sonne. Danke auch an das Meer, das so zuverlässig rauscht und manchmal so schön funkelt. So dachte ich gestern an meinem letzten Tag in Kiel, während ich heute Vormittag in Hamburg mal wieder kurz vor einem Mord stand. Innerlich jedenfalls. Natürlich würde ich nie, niemals in echt.
Aber wenn sich mein Zug verspätet, wenn sie das nur in Etappen rauslassen, wenn ich also eine Stunde auf diesem blöden, zugigem Bahnsteig stehen muss, wo der eisige Wind Jacken aufbläht, wenn meine Finger sich kaum noch bewegen lassen, dann verliere ich die Contenance. Wenn jetzt ein Zug nach Berlin kommt, dann fahre ich nicht nach Hannover zum Osteopathen, dann fahre ich nach Hause, dachte ich bei mir. Es kam dann tatsächlich ein Zug, aber es stiegen so viele Menschen ein, dass ich mir das noch einmal überlegt habe. Und am Ende war dann ja auch alles gut. Ich hatte eine verkürzte Behandlung, aber immerhin überhaupt eine, die Mutter meiner Freundin wartete im Anschluss schon im Auto, um mich abzuholen, wir waren in einem netten Café, in dem guten Second-Hand-Shop, in dem ich wieder ein Schnäppchen gemacht habe, und der Abend auf dem Sofa vor dem Fernseher hat mir auch gefallen. Es ist nett, mal mit jemandem zusammen das Geschehen zu kommentieren. Zumal ich zu Hause dergleichen gar nicht anschauen kann. First Dates, perfekte Dinner, Auswanderer usw. Manchmal finde ich das ganz gut. Immer, wenn ein Fernsehgerät in meiner Nähe ist, was Gott sei Dank selten der Fall ist. Wer weiß, wie sich ein regelmäßiger Konsum auf den Geist auswirken würde.