Zur Finissage noch einmal in die Marheineke-Markthalle. Ich habe meinem Mitbewohner in Tiergarten ein Treffen in der Ausstellung von Wolfgang Krolow vorgeschlagen, dann sollte ich auch da sein. Es ist Samstag-Nachmittag, da kann der Kreuzberger Kunst und Kuchen kombinieren, und tatsächlich haben sich noch einige Interessenten eingefunden. P. sehe ich nicht, was mich jetzt nicht wundert, so ein junger Mann hat wahrscheinlich besseres zu tun, wenn die Frau nur für ein kurzes Wochenende in Berlin ist.

Ein paar Menschen mit Mikrofon wollen den Gästen die Kommentare der Ausstellungsbesucher vorlesen. Der Künstler ist schon wieder verschwunden, aber die vielen lobenden Worte sollte er schon hören, und das tut er dann auch. Zum Schluss noch Live-Musik, da wird zu Songs von Johnny Cash dezent mit dem Knie gewippt.

Ich kaufe mir ein Glas Wein für 1 Euro, und dann muss ich mit dem Glas in der Hand zwei höchstens dreijährige Mädchen filmen, die sich noch ein wenig ungeübt aber mit großer Begeisterung in den Hüften wiegen. Diese Blicke, die sie dabei ins Publikum werfen. Schaut jemand zu? Zwei winzige komische Farbkleckse in der sonst eher dunklen Menge. Der Künstler hat Gott sei Dank den grünen Kranz abgenommen, den ihm jemand auf den Kopf gesetzt hat. Das war weniger komisch.

Meinen jungen Mitbewohner treffe ich später bei W. im Laden, sie waren einkaufen, und natürlich trägt er die vielen Tüten. Ich überlege, ob diese Form der männlichen Hilfsbereitschaft, die sich quer durch alle Alters- und Bildungsgruppen hindurch beobachten lässt, ob die genetisch bedingt ist. Ich wette, all die starken Kerle würden sich sogar ohne zu murren noch eine Tüte ans Ohr hängen lassen.

Einen Kommentar schreiben

Ihre Daten werden niemals an Andere weiter gegeben.
Die Email-Adresse wird nicht angezeigt. Notwendige Felder sind so markiert: *

*
*