Mein smartes Phone zeigt mir die Urzeit. 4.30 Uhr. Also gerade mal zwei Stunden geschlafen. Eine Mail habe ich auch. Bestimmt von Herrn W., der schreibt doch immer nachts. Versuche trotzdem, weiterzuschlafen. Dem Reiz des Lesens nicht nachzugeben. Versuch misslingt. Schlaf sowieso anfällig im Moment. Immer wenn ich denke, ich müsste tagsüber etwas „leisten“, mich „beweisen“, in die Praxis gehen z. B., dann wird es nachts schwierig. Also kann ich auch eine Mail lesen, mich berühren und anregen lassen.

Sein Tag war mal wieder heftig. Ist es denn vermessen, vom Leben mehr zu erwarten als dessen bloße Bewältigung? Wohl kaum. Es sollte uns auch Spaß machen hin und wieder. Oder sinnvoll erscheinen. Leicht könnte es auch sein. Was manchmal schwer zu bewerkstelligen ist. Ich weiß. Mir fällt Rilke und das Stunden-Buch ein. Oft wissen wir ja nicht, was wir sind. Falke? Sturm? Irgendwas dazwischen? Das ist auch mit knapp 60 nicht immer eindeutig.

Herr W. ist wohl eher ein großer Gesang. Doch der Sänger ist verhalten, traut sich noch nicht so recht, traut vor allem seinen Fähigkeiten nicht, andere mit seinen Worten berühren zu können. Aber das kann er. Und das muss ihm öfter mal gesagt werden. Dazu sind Freunde ja da.

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