Mit der jungen Holländerin vor dem Delphie verabredet.  Sie kommt meist ein wenig später. Dafür jetzt eine SMS. Es wäre so viel los vor dem Kino. Ob die wirklich alle Victoria? Oder doch eher Jurassic? Sie könnte schon Karten kaufen. Jurassic? „Vor welchem Kino stehst Du eigentlich?“ „Ähm. Zoopalast.“ Schon rennt sie los. Hoffentlich in die richtige Richtung. Und ich setze mich ins Café und überlege, wo Madame dieser Tage ihren Kopf hat. Auf dem Hals, das ist klar, aber was tut sich darin?

Eigentlich wollten wir in aller Ruhe noch ein Glas Wein vorher trinken, ein wenig reden auch, aber dann ist die Zeit knapp. Die Plätze auch, das Kino tatsächlich voll. In diesen Film zieht es offensichtlich auch  Menschen, die sonst nicht. Weil sie so viel darüber gelesen haben? Nur Gutes natürlich?

Vielleicht habe ich zu viel gelesen. Vielleicht habe ich auch übersteigerte Erwartungen, weil Herr W. so überaus begeistert war. Aber in den ersten 90 Minuten habe ich noch genügend Zeit, mir nebenher darüber Gedanken zu machen, wie eine junge kluge Frau dazu kommt, mit vier offensichtlich nicht ganz nüchternen Jungs auf ein einsames Dach zu steigen. Und warum sie ohne weitere Fragen ihre Kneipe verlässt, um ein Auto für die Kerle zu fahren. Wo man doch auf 100 Meter riechen kann, das da etwas gewaltig schief gelaufen ist und auch weiterhin schief laufen wird. Nur weil sie in Berlin so einsam ist, die junge Spanierin? (Die hier übrigens auch nicht für 4 Euro die Stunde arbeiten sollte. Niemand sollte das tun müssen.)

In der letzten halben Stunde sitze ich dann aber doch mit geballten Fäusten da. Das ist schon spannend. Und die Kameraleistung erst. One Take. Wow. Die Schauspieler super, alles richtig. Aber keine Frage, dass ich mir schon morgen einen anderen Film ansehen könnte.  Und jetzt gleich könnte ich eine Zigarette. Das letzte Mal wollte ich nach der Taube, die auf einem Zweig sitzt. Die Holländerin teilt großzügig.

Schmecken tut es nicht. Aber dieses Gefühl, dem Rauch hinterherzuschauen, während man noch einmal einzelne Szenen Revue passieren lässt, über Logik oder Unlogik streitet. Das hat schon was.  Wir vertagen die endgültige Einschätzung auf den nächsten Tag. Spontan bin ich für ein gutes „gut“, aber ich bin einverstanden, noch einmal in mich zu gehen.

Es soll ja offizielle Kritiker geben, die den Film auf der Berlinale nicht so gut bewertet haben, dann aber später ihre Meinung revidierten. Nachdem sie mitbekommen hatten, was es für einen Hype um den Film gibt? So eine Art Gruppendruck? Man kann doch nicht, wenn alle anderen so begeistert sind?

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