Um 6.30 Uhr klingelt mein Wecker. Eigentlich klingelt er nicht. Er spielt eine Melodie. Ich stehe sofort auf. Früher habe ich mich noch dreimal umgedreht. Mindestens. Aber da habe ich morgens auch nicht länger als 45 Minuten gebraucht. Den Kaffee habe ich im Bad vor dem Spiegel getrunken, das Frühstück wurde nach der Produktionsbesprechung im Büro eingenommen. Jetzt plane ich mindestens anderthalb Stunden ein. Die mir später vorkommen wie 30 Minuten. Und beeilen muss ich mich trotzdem, damit ich den blöden Bus schaffe.

Wenigstens muss ich nicht stehen. Den Platz neben mir biete ich einer älteren Frau (mein Alter) mit wirrem Haar an, die offensichtlich schlecht gelaunt ist. Wer weiß, wann sie aufgestanden ist. „Hatte der Bus nicht Verspätung?“ „Nö. Nicht dass ich wüsste.“ Mit dieser Antwort ist sie nicht zufrieden. „Jetzt ist es 8.21 Uhr. Der Bus hätte 8.18 Uhr fahren sollen. Was er definitiv nicht getan hat.“ „Hm.“

Sie wählt eine Nummer. Schildert ihr Problem. Wo sie wann hätte abfahren sollen, wo umsteigen, wohin sie unterwegs ist.  Und dass man ihr die Zeiten erst gestern genannt hat. Die BVG also. „Und? Was machen wir jetzt?“ Ich vermute, dass ihr der Mensch von der Hotline zu verstehen gibt, dass man da gar nichts machen kann. „Das ist nicht zielführend.“ Wahrscheinlich hat sie mal im Management gearbeitet. „Ich schlage folgendes vor. Sie nehmen Kontakt zum X11 auf und sorgen dafür, dass er auf mich wartet.“ Sie meint es ernst. Und das alles wegen eines Zahnarzt-Termins.

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