Eigentlich hätte ich gestern fotografieren oder  filmen sollen. Festhalten, damit wir das nicht wieder vergessen. Diesmal wurde gleich am Anfang der Bürgersteig, wurden Passanten mit in die Arbeit einbezogen. Eine alte Frau mit Rollator sträubte sich erst ein wenig, doch dann spielte sie mit uns. Mitten auf der Straße. Es ist erstaunlich, wie es dem Kroaten immer wieder gelingt, Menschen dazu zu bringen, dass sie Dinge machen, die sie eigentlich nicht machen wollen. Und dann fühlen sie sich auch noch bereichert anschließend.

Nicht alle natürlich. Wie mir ein kurzes Gespräch mit einem distinguiert wirkenden Anwohner gezeigt hat. Ich sollte mich nicht so verwickeln lassen.

„Wer macht denn jetzt die Bürgersteige wieder sauber?“ Er schien bestürzt und auch verletzt ob unseres Tuns. „Soll wahrscheinlich Kunst sein?“

„Das ist ein Projekt, das wir mit Geflüchteten gemacht haben. Es ging um Spuren, die wir hinterlassen.“

„Ja, ja. Flüchtlinge. Habe ich gesehen. Aber ich wohne hier. Wer macht das denn sauber?“

„Der Regen im Zweifel?“

Ich wäre gern gegangen, die anderen waren längst im Haus, aber er hielt mich mit seinem Blick fest. Und soll man nicht reden mit den Menschen?

„Was versprechen sie sich denn davon?“

„Dass wir miteinander in Kontakt kommen. Wir haben uns schließlich etwas zu geben gegenseitig.“

Ich sollte für solche Momente besser vorbereitet sein. Er lächelte mitleidig.

„Sie sind Idealisten. Aber aus dem ganzen wird nichts, glauben sie mir.“

Sein Blick sagte mir, dass er uns nicht nur für idealistisch, sondern auch für dumm hielt. Aber da ich mich nicht von ihm provozieren ließ, sondern weiterhin freundlich lächelte (eher aus Hilflosigkeit) schien er nicht weiter zu wissen. Ich verabschiedete mich. Freundlich.

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