In meinem Zimmer sieht es aus wie auf einem Trockenboden. So etwas gab es ja früher einmal. Waschküchen.  Trockenböden. Die Sachen werden draußen nicht trocken. Jetzt hängt hier überall etwas herum. Mit unserem neuen Mitbewohner habe ich mich für Montag vor dem Jobcenter verabredet. Geflüchtete brauchen ein Wohnungsangebot. Das habe ich zwar ausgefüllt, aber da ich weiß, dass unsere Wohnform nicht alltäglich ist, ist es vielleicht besser, wenn ich dabei bin.  Außerdem kann ich dann gleich vor Ort meinen eigenen Antrag abgeben. Da ich die Rente erst in einigen Wochen bekomme, wird das Jobcenter mir bis dahin wohl die Differenz zu meinen Einkünften aus der Praxis zahlen. Ich hoffe, dass dies mein letzter Antrag ist. Ich habe die Nase voll von Anträgen, von Papieren jeglicher Art.

Das Zimmer müsste gestrichen werden. Obwohl der Taxifahrer gestern die Befürchtung äußerte, mir würden bei dem Versuch die Tapeten entgegen kommen. Lohnt sich der Aufwand überhaupt? Für ein halbes Jahr?Vielleicht genügt es, die Spinnenweben zu beseitigen. Ich glaube, ich brauche auch eine Brille für die kurze Distanz.

Keine Antwort aus Polen auf meine Bewerbung. Vielleicht haben sie genug Senioren, die jungen Leuten aus aller Welt etwas über den Kreisauer Kreis oder das Verhältnis zwischen Deutschen und Polen im europäischen Kontext erzählen. Oder es gibt eine Sommerpause, in der Bewerbungen nicht beantwortet werden.

Ich hätte das gern für ein paar Monate gemacht. Und dabei die Chance genutzt, endlich dem Geburtsort meines Vaters einen Besuch abzustatten. Und Auschwitz natürlich. Andererseits spricht auch nichts dagegen, das ohne den Freiwilligen-Dienst in Kreisau zu tun. Dann hätte ich im März gleich ein Ziel. Die Idee scheint gut zu sein. In meinem Bauch ein angenehmes Kribbeln.

Einen Kommentar schreiben

Ihre Daten werden niemals an Andere weiter gegeben.
Die Email-Adresse wird nicht angezeigt. Notwendige Felder sind so markiert: *

*
*