Gestern gab es in der BStU ein Bürgerfest anlässlich des 20. Jahrestages der Besetzung der Stasizentrale. Zum Ausklang spielte Jan Josef Liefers mit der Band Oblivion.  Als wir kamen, stand am Eingang schon eine längere Schlange. Es war ungemütlich, die Leute froren, und obwohl es die Karten gratis gegeben hatte, waren einige Gäste bereits genervt. In dieser Situation hätte der Mann besser auf seine letzte Zigarette verzichten sollen, ich dachte schon, ich müsste ohne ihn in das Konzert. Aber dann ging noch mal alles gut, die aufgebrachten älteren Damen hinter uns haben ihm nichts getan. 

Der Raum nicht gerade einladend, aber die Staatssicherheit war ja auch kein Beat-Club. Wir setzten uns brav auf die  Holzstühle, leider gab es nirgendwo eine Bar, an der man sich ein Glas Wein oder Bier holen konnte. Das hätte man von draußen mitbringen müssen. Egal, Liefers und Band haben das Ungemütliche schnell vergessen lassen. Was für ein begnadeter Geschichtenerzähler dieser Mann doch ist. Interessant und neu für mich, dass sein Vorbild für den Börne im Tatort der Herr Fuchs war. Aber er kann nicht nur humorvoll erzählen, er ist außerdem ein großartiger Sänger mit einer enorm wandlungsfähigen Stimme. Wie der die Stücke von Renft oder Pankow singt, das ist großes Kino.

Wenn Herr Liefers nicht sang oder erzählte, drückte er immer mal aufs Knöpfchen und servierte O-Töne. Kinderchöre. Rundfunkkommentare. Ausschnitte aus den Nachrichten. Die Leute klopften sich vor Lachen auf die Schenkel, es war aber auch zu komisch, was  Honecker und Konsorten in ihrer Arroganz und Dummheit damals so von sich gegeben hatten. Falls man es noch nicht wusste, das waren nicht nur machtgeile alte Männer, das waren auch große Spießer. Wie gut, dass wir heute drüber lachen können, damals ist einem das Lachen oft im Hals stecken geblieben. Und allen Stasioffizieren von damals hätte ich gewünscht, dass sie dabei sind, wenn in ihrer tristen Kantine in Lichtenberg Anekdoten aus der Zeit des real existierenden Sozialismus erzählt werden.

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