Die Arbeit führt mich nicht nur zu interessanten Menschen, sie führt mich auch in entlegene Teile Berlins. Heute war ich in Alt-Schmöckwitz.  Mit der S-Bahn bis Ostkreuz, dort umsteigen in den Zug nach Grünau. An den Rändern ist die Stadt ausgefranst, oft hässlich. Schöneweide ist immer noch schweineöde, und auch Adlershof hat nichts von seiner Tristesse verloren. Jedenfalls nicht, wenn man in der Bahn sitzt. Die üblichen Obi-, Lidl- und Mediamärkte, die Landschaften verschandeln und die wir angeblich brauchen, weil sie die Wirtschaft ankurbeln und Arbeitsplätze schaffen.

Kurz vor Grünau dann freie Flächen gefolgt von Laubenkolonien. Weiterfahrt mit der Tram, zu der man früher Straßenbahn sagte. Plötzlich ist es geradezu beschaulich. Viel Grün, zumindest lässt sich das vermuten, sollte es jemals wieder Frühling oder Sommer werden und die Sonne scheinen, die, wie ich heute gelesen habe, jetzt schon den zwölften Tag vor allem durch Abwesenheit glänzte. Ein- und Zweifamilienhäuser, nichts überkandideltes.

Ich erinnere mich, dass ich Anfang der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts (mein Gott, ich habe noch das letzte Jahrhundert erlebt) Freunden aus Tauberbischofsheim das Strandbad Grünau gezeigt habe. Genau wie heute sind wir damals mit der Bahn gefahren. Wir hatten einen faulen Tag am See verbracht, in der Sonne auf der Decke gelegen (Sonne gab es damals noch), den mitgebrachten Kaffee getrunken, uns über die wenigen Gäste gewundert. Dem Besuch hatte es gefallen, er kannte den Ostteil der Stadt und das Berliner Umland kaum. Seit dem haben wir viele Ausflüge mit Besuchern gemacht. Wir waren an der Müritz, am Stechlin, im Spreewald, an der Ostsee, in Treuenbrietzen, nur nach Alt-Schmöckwitz haben wir es nicht geschafft. Das wird sich in diesem Sommer ändern.

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