Es ist kalt geworden, der Wind bläst mir ins Gesicht, und verdammt, wo ist der Bäcker geblieben, der muss doch hier irgendwo sein. Ich bin nicht in der Lage, mehrere Sachen gleichzeitig zu machen. Ich kann nicht telefonieren, dabei auch noch meinem Ärger Ausdruck verleihen – was heißt, in drei Stunden bist du da, du wolltest erst morgen kommen, solch Überraschungen kann ich überhaupt nicht leiden – und dann auch noch einen Laden finden. Später wundere ich mich, dass ich trotzdem zwei Stück Kuchen gekauft habe. Auch noch kalorienarm, wie von Herrn W. gewünscht. 

Der lacht, als ich ihm von meinem Telefonat mit der Freundin erzähle. Ich werte es als Fortschritt, dass ich mich nicht nur ärgere, sondern dass ich diesen Ärger auch zeige. Aber das hast du doch schon immer, sagt er. Ja, aber selten  Frauen gegenüber, das ist mir schwer gefallen. Herr W. dagegen hatte so manches Mal Probleme mit meiner – wie er es nennt – Berliner Direktheit.

Wie lange haben wir uns nicht gesehen? 14 Monate. Mein Gott. Aber Mails haben wir uns schon manchmal geschrieben. Wenigstens das. Und trotzdem ist es jetzt so, als hätte ich gerade gestern das letzte Mal mit ihm gesprochen. Vielleicht ist es das, was Freundschaft ausmacht. Dass man auch noch langen Phasen des Abstands ganz schnell wieder miteinander vertraut ist. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann quatschen sie noch immer. Oder so ähnlich.

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