Heute Nachmittag gab es bei uns ein Straßenfest. Eigentlich eine nette Idee. Anlass war der 95ste Geburtstag des Komponisten Klaus Wüsthoff. Genau wie ich vermutet hatte, wurden von dem gleichnamigen Trio alte Schlager gesungen. Und alle durften mitsingen. Was Jung und Alt auch getan hätten. Der Hausmann und die Dame aus der Teutonenstraße berichteten davon. Die beiden lassen auch nichts aus. Allerdings legte der Hausmann wert auf die Feststellung, dass er nicht mitgesungen hätte.

Obwohl ich vor ein paar Stunden noch gelästert habe, konnte ich vorhin nicht an mich halten, als ich in dem Mitsingheft geblättert habe, das ich unbedingt für die Freundin aufheben soll. Ich kenne natürlich die meisten der Schlager. Die liefen ja früher (vor 50 oder 55 Jahren) im Radio. Warum ich die Texte immer noch auswendig weiß, ich habe keine Ahnung. Der Syrer hat meinen Gesang heimlich aufgenommen. Nein, ich wollte es mir nicht anhören.

Ein schöner Abend bei den Schwestern, ein richtiges Abendbrot mal wieder, mit Tee und Wein, bevor es dann doch das Zweiertreffen wurde, das wir uns vorgenommen hatten. Obwohl wir schon so oft, auch so viel miteinander geredet haben, gibt es immer wieder Momente, die mich ob ihrer Intensität überraschen. Heute hat mir die Freundin einen Text vorgelesen, den sie in einem Workshop in Heiligenfeld geschrieben hat. Es ging um Liebe und Tod und um die Einsicht, dass das Gegenteil von Liebe nicht Hass ist, sondern Angst.

Mein Gott, davon können wir beide ein Lied singen. Meine Tränen passten dann eigentlich auch sehr gut zu dem Thema Resonanz, das uns vor ein paar Tagen beschäftigt hat. Hartmut Rosa und das Gelingen der Weltbeziehung. Etwas berührt/bewegt mich, ich antworte mit einem Gefühl. Was ich mir dann anverwandle (ein aussterbendes Wort, die Freundin hat es in mich eingepflanzt), so dass daraus etwas Neues entstehen kann. Mehr Verständnis für den Anderen vielleicht. Ideen für die offene Gesellschaft. Aber die muss bis morgen warten.

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