Die Menschen sind so umtriebig. Sie kommen irgendwoher, wollen irgendwohin, haben Weihnachtsstress. Ich lebe in einem Paralleluniverum. Meine Kreise sind klein, Stress habe ich auch keinen. Mal abgesehen davon, dass ich Einladungen in die Provinz ablehnen muss, auch sonst nirgendwohin möchte, auch nicht ins Theater heute Abend. Aber das wäre jetzt die zweite Karte, die ich verfallen lasse. Und wenn ich für das letzte Mal noch eine Ausrede hatte, weil mir die Themen Inzest und Tierquälerei vorher entgangen waren, für heute ist mir noch nichts eingefallen.

Die Spanierin war gerade mit zwei spanischen Freundinnen anderthalb Tage in Quedlinburg. Sie sind mit dem Zug gefahren, mussten in Magdeburg umsteigen. Angekommen in Quedlinburg fiel einer der Frauen auf, dass sie ihren Rucksack nicht mehr hatte. Die Tochter auf Mallorca fand heraus, dass das Handy der Mutter noch in Magdeburg war. Irgendwo auf dem Bahnhof. So etwas kann man heute feststellen, wenn man weiß, wie es geht. Die drei Frauen fuhren also zurück nach Magdeburg, und da war der Rucksack dann tatsächlich immer noch auf dem Bahnsteig, wo sie ihn haben stehen lassen. Drei Stunden später. Handy, Geldbörse (ohne Geld allerdings), alles war noch da. In Spanien angeblich ein Unding, da wäre der Rucksack auf Nimmerwiedersehen verschwunden. „Das ist Deutschland,“ sagte die Spanierin mit enormer Begeisterung in der Stimme.

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