Ein hektischer Tag. Mein letzter Termin bei Frau L. vor der langen Sommerpause. Mir fällt auf, dass ich entweder ein neues Fahrrad brauche, pronto, oder dass eines der beiden alten repariert werden sollte. Bei meiner ersten oberflächlichen Inspektion zweifle ich an der Möglichkeit der letzten Variante.

Der junge Mann in dem neuen Laden in der Stromstraße ist freundlich. Über Inzahlungnahme können wir reden, wenn er die Räder gesehen hat. Aber ich brauche jetzt gleich ein Rad. Kann ich vielleicht mit dem, das ich mir schon ausgesucht habe, zu meinem Termin fahren? Und später dann die beiden alten Räder bringen? Wenn ich einen Pfand da lasse, okay. Ich biete ihm mein Handy an, das er mir zurück gibt, als ich losfahren will. Er vertraut mir, sagt er.

Zwei Stunden später bin ich die alten Räder los, habe ein gut funktionierendes neues gebrauchtes, dazu einen Korb, eine Luftpumpe, ein Schloss. Ich bin zufrieden.

Und dann heißt es mal wieder Sachen packen. Einiges von dem, was noch in der Villa Marta ist, könnte ich jetzt gut gebrauchen, aber dort fahre ich erst nächste Woche hin. Da löse ich auf, hier richte ich mich ein. Seit Wochen dieses hin und her, ich träume davon, mich mal ein paar Monate irgendwo heimisch zu fühlen. Damit ich in mich hineinhören und der Frage Raum geben kann, wie es weiter gehen soll.

Rucksack auf dem Rücken, die Tasche mit den Klamotten auf dem Gepäckträger, der Laptop über der Schulter, so radle ich zur S-Bahn. Und scheitere fast an der Rolltreppe. Das hätte ich ohne Gepäck üben sollen.

In Nikolassee muss das Rad ohne Rolltreppe nach unten, die Taschen hängen wie Blei an mir. Die Straße, die zum Haus führt, ist in den Jahren auch nicht besser geworden, Schlagloch an Schlagloch, eigentlich erstaunlich, dass sich die reichen Leute, die hier leben, so etwas gefallen lassen. Später sehe ich im Spiegel, dass mein Gesicht die Farbe eines Feuermelders hat.

Und dann sitze ich tatsächlich im Garten. Völlig erledigt, aber ruhig. Es fühlt sich richtig an. Abends am See treffe ich die Schwestern beim Schwimmen. Und während ich noch im Bett liege und darüber grüble, dass ich bei der Hitze bestimmt nicht einschlafen kann, weil es hier unter dem Dach doch viel zu heiß ist, da überfällt mich schon der Schlaf.

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