Es ist geschafft. Der Brunch war ein Erfolg. Nicht nur, weil es einiges an Gutem zu essen gab. Alle haben etwas mitgebracht. Torteletts, Salate, eine wunderbare Suppe, köstliche, feine Pasten, und Kassler im Brotteig hatte der Mann vorbereitet. Nach der ersten Essensrunde haben wir gelesen. Danach saßen wir noch länger im Kreis und diskutierten über Literatur, über Kunst. Auch über Gewalt. Kein Wunder bei dem Thema, das der Mann da gerade bearbeitet.

Ist die Gewalt in uns allen? Warum kommt sie bei manchen Menschen in solch brutaler Weise zum Vorschein? Und warum bei anderen nicht? Wir haben selbstverständlich keine Antwort auf diese Fragen gefunden. Es ist leicht, mit dem Finger auf andere zu zeigen. Seht dahin, nach Erfurt, nach Amerika, das sind die Bösewichter. Die morden einfach ihre Mitschüler oder Lehrer. So etwas könnte uns nicht passieren. Aber stimmt das wirklich? Haben wir alle unsere Emotionen unter Kontrolle? Man hielt die Selbstmordattentäter doch vorher auch für normal. Der Junge in Erfurt war auch nicht besonders auffällig. Trotzdem wurde er zum Mörder.
In unserer Dreierriege – Freundin K., der Mann, ich – komme ich mir manchmal wie die Kolumnistin einer Zeitung vor, die mit ihren Geschichten ein gemischtes Publikum unterhält. K. ist die Sprachmeisterin. Sie jongliert mit Worten, ihr geht es um die Innenansichten der Menschen. Was passiert da? Was denkt der Mensch? Und der Mann hat auch noch einen politischen Anspruch, er will nicht nur beschreiben, er will auch verändern. Er ist halt der Intellektuelle. Aber das stimmt alles nur oberflächlich. Denn natürlich will auch ich etwas verändern. Nur nehme ich mir nicht die großen politischen Themen vor, es sei denn, man akzeptiert die These, dass auch das Private politisch ist. Ich möchte, dass Menschen sich verändern. Sie sollen mutiger werden, nichts einfach hinnehmen, nur, weil es immer so war.
Ich finde es schön, wenn Menschen zusammen sitzen und reden. Wenn sie Gedanken austauschen, Ansichten und Ideen. Wenn man den anderen erkennt. Aha, so ist er, dieser Mensch. So denkt er. So fühlt er. Das stellt eine angenehme Vertrautheit her. Natürlich kann man sich trotzdem täuschen. Aber man kommt sich näher und redet wirklich miteinander. Will mehr von dem anderen wissen und ist neugierig. So sollte es sein. Ich mag keine großen Aufmärsche und schon gar keinen Smalltalk. Ich möchte immer gute Gespräche haben. Mit Menschen, die mir etwas bedeuten. Die mich sehen wollen. Denen ich mich zugehörig fühlen kann. Zumindest heute war das alles da.

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