Regen den ganzen Tag. D. unter dem Schleppdach, mit ihrem Laptop und Profilen beschäftigt. Ein paar Mal muss sie den Platz wechseln, denn da, wo wir gestern noch wunderbaren Empfang hatten, ist jetzt plötzlich ein Loch. Um uns gegenseitig zu besuchen, der anderen einen Cappuccino zu bringen, Freundinnendienste eben, müssen wir den großen Schirm nehmen und in die Plastikschlappen steigen.

Der Tag dümpelt dahin, wir mit ihm. Ein bisschen arbeiten, aber eigentlich sind die SMS, die ich zwischendurch empfange und sende, viel interessanter. Noch habe ich den für mich optimalen Rhythmus nicht gefunden. Dafür klappert K. im Studio neben mir unentwegt auf ihrer Tastatur. Wenn sie so weiter macht, dann hat sie das Buch bis zum Ende des Monats fertig. Sonst war es oft umgekehrt, ich die emsige Schreiberin, sie diejenige, die sich irgendwann von meinem Elan anstecken ließ. Ob sie mich vielleicht anstecken möchte?

Später nach Hohennauen, wo D. uns zum Essen einlädt. Das erste Mal, dass wir drinnen sitzen müssen. Ein letztes Glas auf der Liege unter dem Schleppdach, bevor wir uns in unsere Studios zurück ziehen. Der Himmel dunkel, kein Stern, keine Schnuppe. Drinnen dann doch weiter reden. Frauen eben. Kennt man ja. Zwischen uns eine angenehme, wärmende Nähe. Ich bin froh, dass es mit ihrem Besuch hier geklappt hat. Wir kichern wie Teenager, aber so fühle ich mich ja häufiger in letzter Zeit.

Was ich mir von dem neuen Lebensjahr wünsche, will D. als letztes noch wissen. Sie selber hat erst vor kurzem ihren sechzigsten gefeiert, ich stehe vor dem fünfundfünfzigsten. Was ich mir wünsche? Ich möchte einen Zustand, in dem ich mit dem, was ist, was kommt, einverstanden bin, sage ich. Weil ich so oft hadere und mir Sorgen mache. Gesundheit natürlich. Die wollen wir beide. Und dann noch schnell einen dritten Wunsch. Nur so für mich. Heimlich.

D. möchte weniger kompliziert sein. Du kompliziert? Ich finde sie eigentlich relativ unkompliziert. Spontan, heiter, mit einem guten Humor gesegnet. Okay, manchmal denkt sie um die Ecke, wo es auch geradeaus ginge, aber das sind ja Wesensmerkmale, die wir in diesem Leben wohl nicht mehr ablegen werden. Dann könnten wir doch eigentlich auch dazu stehen.

Bevor wir einschlafen, stellen wir uns schon wieder kichernd vor, wie der Mann, den sie eines Tages finden wird (von dem sie sich finden lässt), lachend zu den Gästen sagt, das war typisch meine D., die hat mal wieder so um die Ecke gedacht, aber dafür liebe ich sie ja auch. Denn das ist es doch, was wir uns wünschen. Dass uns jemand trotz oder wegen unserer kleinen Kompliziertheiten liebt. Eigentlich könnte alles so einfach sein.

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