neben mir, wenn ich aus der Stadt komme. Dann brauche ich eigentlich eine Weile, bis ich den Normalzustand erreicht habe. Viel Zeit hatte ich gestern nicht. Eine der Nachbarinnen hat mich vom Bahnhof abgeholt. Eigentlich hätte auch ihre Frau da sein sollen, aber die hatte den Zug verpasst. Es hätte mir nichts ausgemacht, gemeinsam eine Stunde zu warten, aber das kam nicht infrage. Ich wurde erst einmal nach Hause gebracht. Wo mir Frau J. stolz das Hochbeet zeigte, das ihre Enkeltochter mit dem Freund zusammen gebaut hat. Wow. Und die Erde, die da rein muss? Das ist doch mindestens ein Kubikmeter. Kein Problem.

Für die Walpurgisnacht war auch schon alles vorbereitet. Frisches Holz am Feuerplatz, auf dem Tisch Salate, Getränke, Würstchen, Grillkäse. Ich kümmerte mich also um die Auberginen, die in Scheiben auf den Grill kommen und zu diesem Anlass noch eine schöne Marinade brauchten.

Später war der Platz am Grill der wärmste, aber ohne dicke Handschuhe ließ es sich da nicht arbeiten, man hätte sich sonst die Pfoten beim Wenden des Grillgutes verbrannt. Dazu gab es Akkordeonmusik. Live. Russische und jiddische Volkslieder. Das war schön. Und dann haben die beiden Nachbarinnen, für die dieser Abend ja eigentlich eine Art Abschied sein sollte, die Rücknahme ihrer Kündigung verkündet. Sie bleiben. Eine gute Entscheidung, wie ich finde. Auch wenn es bedeutet, dass ich nicht in die Maisonette wechseln kann.

Kurz vor Mitternacht haben wir dann Frühlingslieder gesungen, allerdings wurde selten mehr als die erste Strophe erinnert. Zum Schluss bitte noch einen Kanon. Einen einzigen wenigstens. Abendstille überall. Nur die Nachtigall. Das haben wir ziemlich gut hinbekommen. Und dann hätte ich wie empfohlen in mein Atelier gehen sollen. Stattdessen musste ich unbedingt noch ein paar Teller ins Haupthaus tragen. Auf dem Rückweg bin ich im Dunkeln dann die letzten beiden Stufen der kleinen Treppe gefallen und umgeknickt. Oder andersherum. Jetzt liege ich mit kühlendem Verband im Garten – neben mir zwei Krücken – und bis auf Weiteres soll ich hier auch liegen bleiben. Frau J. hat das so entschieden, und da sie die Behandlung übernommen hat, werde ich gehorchen. Sie ist in solchen Dingen recht streng.

Einen Kommentar schreiben

Ihre Daten werden niemals an Andere weiter gegeben.
Die Email-Adresse wird nicht angezeigt. Notwendige Felder sind so markiert: *

*
*