habe ich nach meinem Einsatz als Hundesitterin noch beim Buckower Freund gebucht. Wieder ist die Zeit zu kurz, alle Themen zu besprechen, die uns gerade beschäftigen. Wie fühlst du dich? Was liest du? Was treibt dich um? Ich muss an mich halten, da ich neuerdings dazu neige (oder vielleicht schon immer dazu neigte) über mein frisch erworbenes Wissen und die damit einhergehenden Erkenntnisse kleine Vorträge zu halten. Warum ich gar kein Gehirn zum Lernen brauche, wie ich die alten ausgetretenen Autobahnen in meinem Gehirn neu überschreiben kann usw. usw. Man kann mich aber auch bremsen. Einfach an die Decke schauen z. B.

Der Hausmann will mich abends von der Bahn abholen, er soll auch noch den Sohn von J. mitnehmen. Der schreibt mir, als ich am Zoo gerade in den Zug steige, dass er verschlafen hat. Er wird einen Zug später nehmen und mit dem Rad fahren. Das ist doch blöd. Ich steige in Spandau wieder aus, da setze ich mich irgendwohin, trinke einen Kaffee, lese weiter in dem wunderbaren Buch von Dami Charf. Wenn ich vorher nur eine Toilette finden würde. In den Arcaden haben sie schon Feierabend gemacht. Ich könnte Burger essen, aber nicht aufs Klo gehen. Der Weihnachtsmarkt vor dem Bahnhof schreit und leuchtet unnatürlich blau, da wird das Bedürfnis gleich noch dringender. Nachdem ich 15 Minuten erfolglos hin und her geirrt bin, stelle ich fest, dass ich mir fast vor Sanifair in die Hosen gemacht hätte. Der Automat ins Paradies nimmt allerdings nur Münzen. Die ich natürlich nicht habe. Hinter mir steht ein junger Mann, der meine Not offensichtlich erkannt hat. Sie haben kein Kleingeld. Nein. Kommen Sie, ich habe. Ich bezahle. Ich kann mein Glück kaum fassen. Die Menschen sind manchmal so freundlich. Leider habe ich den jungen Mann nicht wieder gesehen, ich hätte ihm sonst den Apfelkrapfen geschenkt, den ich eigentlich dem Hausmann mitbringen wollte.

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