Besuche, Telefonate, Mails. Das hört nicht auf. Ich fühle mich von Tag zu Tag erschöpfter. Wenn ich an die Beerdigung denke, wird mir komisch. War es wirklich eine gute Idee, nach dem Friedhof alle zu uns in den Garten einzuladen? Nicht wirklich alle. Aber all jene, die mit dem Redner befreundet waren im Laufe der Zeit. Da könnten locker 40 oder 50 Menschen zusammen kommen. Familie inklusive. Von uns WG-Mädels backt jede einen Kuchen. Drei weitere wurden uns versprochen. Kaffee kochen, immer für saubere Teller und Tassen sorgen, das sollten wir doch hin bekommen.

Mit der neuen Gruppe ist es nett. Ich wurde sehr freundlich aufgenommen. Das hat mir meine Aufgabe leicht gemacht. Sie haben einen kleinen Raum, wollen aber nicht nach nebenan in unseren alten Gruppenraum umziehen. Da ich bei dem aktuellen Thema  – Burn Out und wie man ihn erkennt bzw. vermeiden kann –  gefehlt habe, bleibe ich die ganze Woche, obwohl ich eigentlich jeden Tag in eine andere Gruppe wechseln wollte.

Nach der Schule zu den Schwestern. Sie haben offensichtlich mein Klingeln nicht gehört. Ich schau auf mein Smartphone. 14.40 Uhr. Ist das nicht die Zeit, in der sie irgendeine Lesung im Radio hören? Ich laufe ums Haus, schau durch das Fenster, und da sehe ich sie. Mit geschlossenen Augen sitzen sie auf dem Sofa, Beine auf dem Hocker, lauschend. Oder schlafend. Das kann ich nicht genau erkennen. Ich mache mich nicht bemerkbar, schicke stattdessen eine SMS. Später rufen sie mich an. Sie finden es schade, dass ich nicht geklopft habe. So spannend war es nämlich heute nicht. Ich hätte ruhig stören können.

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