Die Woche mit einem Besuch in Ludwigsfelde ausklingen lassen.  Erst in die Heu-Sauna und dann nach der kalten Dusche unterm Sternenhimmel schwimmen. Das Becken in Nebelschwaden gehüllt, die aus dem warmen Wasser aufsteigen. Auf der Liege im Ruheraum weg dämmern. Ruheraum. Das war früher. Heute gehen die Menschen ins Spaßbad, nichts anderes ist ja so ein Thermalbad, und da wird gequatscht, was das Zeug hält. Logorrhoe heißt die dazugehörige Krankheit. 

Hinter mir ein Paar. Älterer Mann, junge Frau. Er beteuert ihr, dass man sehr wohl sähe, dass sie abgenommen habe. Aber nun wäre es genug. Sie wispert zurück, dass es da noch einige Problemzonen gäbe. Nun erkundigt er sich nach ihrer Größe. 1,62? Da könne sie gut und gern zwischen 62 und 65 Kilo wiegen. Ich gebe ihm Recht. Könnte sie. Ein leiser Aufschrei. Ob er sie veralbern wolle? 62 Kilo? Dann wäre sie fett wie eine Flunder oder wie die Kuh von der…ich verstehe den Namen nicht. Also 62 Kilo, das geht gar nicht. Sie wiegt jetzt 54, und das wäre ja eigentlich auch immer noch zu viel. Ich entscheide, dass es Zeit für meine nächste Runde schwitzen ist.

Seit ich im letzten Jahr mal an einem Stoff für einen Krimi gearbeitet habe, gehe ich allerdings nicht mehr unbefangen ins Dampfbad. Ich erinnere mich gleich an das Szenario, das ich mir damals ausgedacht habe.  Am Ende lag eine Leiche auf den Fliesen. Der Raum hier ist leer.  Und säße da doch jemand, würde ich es vermutlich erst nach Minuten merken. Der Dampf nimmt mir die Sicht, die Brille habe ich in der Tasche vom Bademantel. Als dann doch noch ein junger Mann erscheint, athletisch gebaut,  der Oberkörper mit wundersamen Zeichen versehen, schlage ich dezent die Beine übereinander, lege die Arme vor die Brust. Mein Gott, als ob das etwas ändern würde. Wir sitzen uns nackt gegenüber. Und nur weil ich so schlecht sehe, muss das bei ihm ja nicht genau so sein.

Trotz des Trubels war es dann doch wieder nett. Wo kann man sonst noch so ungeniert Studien betreiben? Ideen entwickeln? Dialoge schreiben? Der Mann sieht erschöpft aus, kein Wunder bei seinen Hardcore-Aufgüssen. Zum Schluss noch ein Weizenbier zum Abschied, und dann sind wir reif für das Wochenende.

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