Ab und zu schweben kleine Schneeflocken an meinem Fenster vorbei. Im Walnußbaum turnt ein Eichhörnchen. Keine Geräusche im Haus, keine Schritte über mir. Ich fühle mich tatsächlich leichter, entspannter, auch wenn wir noch keinen neuen Mitbewohner haben. Es wird sich jemand finden,  da bin ich zuversichtlich. Vielleicht finden sich sogar noch ein oder zwei Menschen für die Theatergruppe. Am Donnerstag waren wir sechs, da ist noch Platz nach oben. 

Wie einfach es doch ist, sich hinter dem geschriebenen Wort zu verstecken. Das war mir bisher gar nicht so klar. Allerdings habe ich auch nicht darüber nachgedacht. Natürlich spielen wir alle eine Rolle, von der Wiege bis zur Bahre wahrscheinlich, das hätte unser kroatischer Regisseur meinetwegen gar nicht erwähnen müssen. Aber wenn mich jemand in einer meiner Rollen spiegelt,  fühle ich mich plötzlich nackt. Was? So rede, so bewege ich mich? Und warum fällt mir nichts Kluges ein, wenn ich spontan zu einer Übung eingeladen werde? Was? Ich muss gar nicht klug sein?

Obwohl wir sehr unterschiedlich sind, uns gar nicht oder nicht so gut kennen – und wenn wir uns gut kennen, dann nicht als Schauspieler – haben wir uns alle auf dieses Abenteuer eingelassen. Das ist nicht nur mir manchmal schwergefallen, und doch hat keine/r gekniffen. Ich dachte sogar einige Male, das ist jetzt richtig gut, da stimmt der Text, da passen die Gesten, das könnte genau so auf die Bühne. Aber was weiß ich, ich war ja eher als Intendantin angetreten. Bein nächsten Mal gebe ich dann vielleicht die Praktikantin.

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