Letzten Samstag mit dem Hausmann im Radialsystem, wo Royston Maldooms 75ster Geburtstag gefeiert wurde. Die Fahrt mit der S-Bahn, die Monitore im Foyer, Dokumentationen seiner Arbeit, später die Tanzmoto Dance Company, alles erschien mir surreal.  Ich betrachtete es mit Staunen. Stimmt ja, dieses Leben gibt es natürlich auch noch. Gestern der Brunch bei Freunden, gut gelaunte Menschen, das Beisammensein entspannt, die Speisen auf dem Tisch lecker. Ich habe es genossen, war aber nach drei Stunden so müde, ich hätte auf der Stelle ins Koma fallen können.

In den ersten zwei Tagen erschien mir das Leben in Rudow surreal. Die so schmal gewordene Freundin in ihrem Bett, die diversen Schläuche, Gerüche, alles erst einmal ungewohnt. Ihre Tochter, der Freund der Tochter, der Schäferhund. Dazu die verschiedenen Dienste, die am Vormittag auftauchen. Mich da irgendwie einfädeln, nicht noch zusätzlich Arbeit machen, sondern Arbeit abnehmen. Erstaunlich, wie schnell das zur Routine wird.

Die Freundin, die mir morgens um sechs oder halb sieben aus ihrem dunklen Zimmer heraus ein „Kuckuck“ entgegen ruft. Natürlich ist sie schon wach, wenn ich herunterkomme. Und gut gelaunt. Was ich von mir nicht unbedingt behaupten kann, das ist nicht meine Zeit. Aber ich gebe mir Mühe. Wache ohne Wecker auf, was so erstaunlich aber auch nicht ist, da ich etwas angespannt bin. Wenn die Freundin nachts Nasenbluten bekommt oder sich übergeben muss, wäre mein Einsatz gewünscht. Ich habe Sorge, ihr Klingeln nicht zu hören. Gott sei Dank waren die Nächte bisher unauffällig. Nur abends ist ihr manchmal so schlecht, dann gibt es für den besonderen Fall eine Notfalltablette, die wirkt nach fünfzehn Minuten.

Jalousien hochfahren, Wasserflaschen auffüllen, Tee kochen, ein Knäckebrot schmieren. Vor dem Essen die Zähne putzen. Seit ein paar Tagen leere ich auch den Urinbeutel, es hat mich einige Überwindung gekostet. Muss aber erledigt werden. Abends macht es die Tochter. Zum Bäcker gehen und ein frisches Brötchen besorgen, die Freundin liebt es,  schafft aber gerade mal ein halbes.

Bett- und Leibwäsche wird täglich gewechselt, das macht der Pflegedienst,  das Ganze muss dann nur noch bei hohen Temperaturen gewaschen werden. Es gibt da immer noch diesen Keim. Das Mittagessen für die Freundin und mich bereiten, Obsthäppchen und andere Zwischenmahlzeiten richten. Und natürlich reden. Oft lachen wir auch. Da findet sich immer was. Jetzt hoffen wir auf den Frühling, der sich gefälligst nicht so zieren soll.

1 Kommentar

  1. Niri
    geschrieben am 2. April 2018 um 12:17 Uhr| Permalink

    Liebe Nanetti, es war sehr schön, dass Ihr Beide gestern da ward!
    Sorg auch gut für Dich! Ich umarme Dich Niri

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