Dann gebe ich Geld für etwas aus, das mich nur für einen kurzen Moment glücklich macht. Ich denke an die Gänsebrust (mit Rotkohl und Klößen) beim noblen Griechen gestern Abend, die ich mir – wider besseren Wissens – gegönnt habe. Wenigstens hatte ich sie schon aufgegessen, sie wäre mir sonst im Hals stecken geblieben. Dabei hatte mir die Frau am Nachbartisch – mein Alter, eher links bürgerlich – am Anfang sogar ein wenig leid getan. Ihr Partner war etwas schwer von Begriff, wie man in Berlin so sagt, das kann schwierig werden, wenn man selbst ein eher ungeduldiger Mensch ist.

Ich hoffe nicht, dass ich in ähnlichen Situationen auch so die Stimme hebe. Das klingt nicht schön. Weder für Außenstehende, und für das Ziel derartiger Ausführungen schon gar nicht. Wobei er gar nicht mit der Stimmlage seiner Dame haderte, wahrscheinlich ist er das gewöhnt. Sie zahlten, während sie über Corona redeten. Die Frau rechnete sich zu den 60 Prozent Menschen in Deutschland, die eine Impfpflicht befürworten. Ich habe keine Ahnung, woher sie diese Zahlen hat, das ist auch egal. Er brachte einen Einwand vor, den ich akustisch nicht verstanden habe, den sie auch nicht gelten ließ. „Nein, nein und nochmal nein. Die Ungeimpften sollen sterben. Weg mit ihnen. Um die ist es nicht schade.“ Zitatende und Abgang.

Bis vor kurzem habe ich noch Kommentare zu bestimmten Artikeln auf den Online-Portalen von taz, Berliner Zeitung, Tagesspiegel, Spiegel usw. gelesen. Aber ich dachte, na gut, das sind irgendwelche Trolle, die gerne mal anonym etwas ablassen. Aber nein, es ist die nette Frau von nebenan.

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