Früh aufgestanden, hin zum Retriever, eine Runde gelaufen. Vier Tage werde ich jetzt Haus, Hof, Hund und Katze hüten. Und das Alleinsein genießen. Mir drängt sich die Erkenntnis auf, dass ich am WG-Leben, so, wie es früher war, vor allem die Tatsache schätzte,  mich nicht wie in einer WG zu fühlen. Begegnungen waren oft zufällig. Wenn mich der Redner mal wieder in der Küche erschreckt, mein Schrei fast sein Herz zum Stillstand gebracht hatte, gab es immer denselben Loriot-Dialog. „Was machst du denn hier?“ „Ich wohne hier.“ „Aber nicht um diese Zeit.“

Aber vor allen anderen war er ja derjenige, mit dem ich gern zusammen lebte, dem ich mich nah fühlte. Wir hatten uns nicht immer lieb piep, aber wir akzeptierten uns gegenseitig mit unseren Unzulänglichkeiten. Nun ist alles im Fluss, und mal gefallen mir die neuen Zustände, mal möchte ich auswandern. Sofort. Seit einiger Zeit bin ich schnell gereizt, alles andere als nett, na, die Stimme laut und gereizt, später muss ich mich dann entschuldigen.

Gestern habe ich mich mit der Spanierin gezankt, Anlass war der blöde Rundfunk-Beitrag, den sie ab Juli entrichten muss. Den wir natürlich aus dem Gemeinschaftstopf zahlen werden, das ist schon klar. Ich wollte ihr trotzdem erklären, dass ich eigentlich befreit bin. Und dass sie mich nicht verstand, machte alles nur schlimmer. Das sind so Momente, in denen ich mich selbst nicht leiden kann.

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