Um zwei in der Nacht wach, bis fünf mit diesem Ich-treibe-allein-im-All-Gefühl herum gewälzt. Schreiben, Meditieren, beides klappte nicht. Immer wieder erwischt es mich, das hat auch gar nichts mit der Anzahl der mich umgebenden Menschen zu tun. Dieses Gefühl, nirgends dazuzugehören, scheint in meinen Genen verankert zu sein. Tagsüber fühle ich mich aber gelegentlich schon zugehörig. Nur eben nachts nicht.

Heute war ich mit den Schwestern im Kino, Sonntags-Matinee, das machen wir ja manchmal, anschließend gab es die köstlichsten gegrillten Sojafilets, die ich je gegessen habe. Im „Chay Village“ in der Eisenacher Straße. Alle Gerichte vegetarisch, vegan sogar glaube ich, und das war so gut, ich habe die ganze Zeit vor Wonne gestöhnt. Zur Freude und Erheiterung meiner Freundinnen.

Die Dokumentation über Peggy Guggenheim dagegen hat mich nicht vor Behagen seufzen lassen. Ich habe eine halbe Stunde gebraucht, um mich überhaupt damit abzufinden, dass erst die Original-Stimmen zu hören sind, und dann quatscht jemand darüber. Warum machen sie das? Warum nicht OV mit Untertiteln? Warum müssen überhaupt so genannte Fachleute (Männer meist) auftreten, die sich darüber eine Meinung gebildet haben, warum Frau Guggenheim nun eine der größten Kunstsammlerinnen und ihrer Zeit voraus war?

Sie war reich, aber eben nicht so reich wie andere Guggenheims, leider war sie auch nicht so schön. So etwas kann natürlich nur ein Mann sagen, denn ich fand sie sehr wohl schön, gerade als junge Frau. Aber ihre angebliche Nicht-Schönheit musste irgendwie kompensiert werden. Und wie macht das ein junges Ding? Sie kauft Kunst. Lässt sich nur von ihrem Instinkt und von dem Fachwissen der Künstler leiten, mit denen sie privat zu tun hat.

Wählerisch ist sie nicht, was Alter und Aussehen ihrer Partner angeht, sie müssen klug und kreativ sein. Künstler eben. Obwohl, dass der Max Ernst so ein hübscher Kerl war, das hat ihr auch gefallen. Aber sehr sympathisch beschrieb sie ihn nicht. Er war neidisch. Und exaltiert, Künstler eben, und weil er sogar auf ihren Pelzmantel neidisch war, musste sie ihm eben auch einen kaufen. Beim Essen war sie weniger großzügig. Man könnte sogar von Geiz sprechen. Den sie aber nicht den Künstlern gegenüber an den Tag legte, die sie förderte.

Ein interessantes Leben. Der Kunst gewidmet. Allerdings wurde Peggy Guggenheim im Interview nicht gefragt, ob sie selbst auch künstlerische Ambitionen hatte. Keiner wollte von ihr wissen, woher dieser Drang, Kunst zu sammeln, eigentlich kam. Und natürlich gab es auch genug tragische Erlebnisse. Ein gewalttätiger Mann, der Vater ihrer Kinder, mit dem sie aber nach der Ehe gut befreundet war. Da hatte er aufgehört, sie zu schlagen. Selbstmorde, Kindstötungen (dafür wurde ihre Schwester nie belangt), schwierige Beziehungen zu den eigenen Kindern, was für eine Fülle an Stoff, mich wundert, dass es noch keinen Spielfilm über sie gibt. Almodovar vielleicht?

Auf alle Fälle möchte ich ihr Haus in Venedig sehen. Wo sie zusammen mit mehr als ein Dutzend Hunden beerdigt ist. Einmal dort im Garten sitzen. Das sollte möglich sein.

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