Ich bin extra um 6.00 Uhr aufgestanden, habe mich mit den Mädels an der S-Bahn getroffen, noch völlig müde. Nach vier Stunden Wartezeit habe ich es dann aufgegeben. Ich bin nicht der geduldige Typ, das lange Warten ist nichts für mich. Wieso wollen alle in diese verdammte Ausstellung? Die Stimmung unter den Wartenden allerdings gut, man kam locker ins Gespräch, Sitzhocker wurden abgegeben, Plätze freigehalten, wenn sich jemand die Füße vertreten wollte. Alles sehr solidarisch und vor allem freundlich.

Niemand in der langen Reihe murrte oder beschwerte sich. Alle wissen, dass man warten muss. Man richtet sich darauf ein. Wieso fällt es mir nur so schwer zu warten? Und dann noch so kurz vor dem Ziel, nur noch zwei Stunden vielleicht. Ich wollte nach Hause, wollte in den Garten und die Bonhoeffer-Biografie weiterlesen. Dieser Mann könnte mich fast mit der Kirche aussöhnen. Er hat das mit dem Christ sein ernst genommen. „Nur wer für die Juden schreit, darf gregorianisch singen“ oder so ähnlich hat er gesagt. Und in einer Zeit seine Auffassung vom wirklichen Christentum und von der Kirche verteidigt, als schon bekannt war, dass Pfarrer dafür in den KZs umgebracht wurden. Ein mutiger Mann. Kirche ist da, wo Menschen solidarisch miteinander sind. Wieso sagt heute keiner der Kirchenmänner etwas derart kluges? Warum mischt sich die Kirche nicht mehr ein?

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