Ich glaube, ich schrieb es an dieser Stelle schon einmal. Ich war, als ich noch in der DDR lebte, bis 81 also, aber auch später, ziemlich borniert, was ihre Künstler anging. In meinen Augen waren die meisten von ihnen Opportunisten. Was man eben als junger Mensch so denkt, wenn man denkt, man hätte die Wahrheit gepachtet. Deswegen kannte ich auch Gundermann nicht. Singender Baggerfahrer, allein diese Bezeichnung hätte mich abgeschreckt. Wenn ich dann noch von seiner Stasitätigkeit gewusst hätte. 

Und dann macht einer meiner Lieblingsregisseure einen Film über diesen Mann, und ich sitze die Hälfte der Zeit im Kino und weine. Nicht die Geschichte ließ die Tränen fließen, obwohl es berührende Momente gab, es waren vor allem die Texte der Songs, die mir direkt „ins Herz gefallen sind“. Woher hat er sie genommen? Doch nicht allein von dieser schwarzgrauen Kraterlandschaft, diesem gigantischen Bagger. Obwohl man sich da bestimmt ganz klein fühlt.

Die Stasivergangenheit. Nicht schön, man kann sie auch nicht schön reden. Aber ich konnte – ein wenig zumindest – nachvollziehen, dass ein vaterloser junger Mann dem väterlich daher kommenden Stasitypen auf den Leim geht. Wenn er doch auf diese Weise dazu beitragen könnte, den Sozialismus, der an sich richtig war, aber eben noch nicht perfekt, etwas besser zu machen. Ich habe eine solche Geschichte vor Jahren schon einmal gehört, damals habe ich zum ersten Mal überhaupt etwas verstanden.

Wie wunderbar wäre es, wenn heutige Politiker, wenn Menschen überhaupt, den Mut hätten, sich hinterher zu ihren Irrtümern zu bekennen. Wenn wir sagen könnten, ich habe damals das getan, was ich richtig fand, heute weiß ich, dass es falsch war.  Gundermann hat sich das selbst nicht verziehen, das ist vielleicht viel schlimmer als nicht um Entschuldigung zu bitten, und ich habe ihm das – im Film jedenfalls – geglaubt. Großartig Alexander Scheer. Ich wäre nie darauf gekommen, dass er auch der durchgeknallte Nietzsche in dem Film über Lou Andreas Salome war. Niemals.

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