Archiv für das Thema: Unterwegs

Am Himmel etliche Sterne. Nicht so viel wie im Havelland, aber mehr als in Berlin. Groß und dick prangt Jupiter. Obwohl ich hier auch in einem Dorf bin, ist es ganz anders als in unserem. Man hört Geräusche der Nachbarn, auch Autos fahren nachts auf der nahen Straße. Im Hof hat ein frischer Wind für Abkühlung gesorgt. Bevor ich wieder ins Bett gehe, öffne ich noch schnell alle Fenster. Nun riecht es auch drinnen nach Gülle. Gestern Abend habe ich die beiden Hausgärten gegossen, heute Morgen ist der kleine Garten am Dorfausgang dran. Sonnenhut aufgesetzt, Kannen in die Schubkarre, los. Das geht fix. Nur sollten zukünftig Gummistiefel angezogen werden.

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wurde ich mit Brot, Käse und Wein empfangen. Der Mopedfahrer macht zwar gerade eine Radtour ins Wendland, aber ein guter Freund, der seit ein paar Monaten Asyl in Buckow hat, ist ebenfalls sehr zugewandt und freundlich. Wir kennen uns von Geburtstagen, Tischtennisturnieren, vor allem aber erinnere ich mich gern an einen Ausflug ins Havelland, den wir vor einigen Jahren zu dritt unternommen hatten. Jetzt gibt es nicht nur ein leckeres Frühstück, auch Brote für die Fahrt soll ich mir bitte machen, und dann werde ich auch noch zum Bahnhof Südkreuz gefahren. Was habe ich für ein Glück. Wenn es nur nicht so warm wäre.

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macht mich konfus. Als würde ich beim Ankommen von einer Wolke verschluckt. Ohne Autopilot könnte ich vermutlich nicht einmal geradeaus laufen. Am Zoo aus der Regionalbahn gefallen, in den falschen Bus gestiegen. Er braucht doppelt so lange wie der X10, ich würde gern aussteigen, kann aber nicht. Als wäre ich am Sitz festgeklebt. Ha. Im Biomarkt ein paar Sachen einkaufen. Im Büro als erstes den Stapel Papier sortieren, dabei Brot und Käse in Fetzen reißen und hastig in mich hineinstopfen. Oliven und Schokolade folgen. Dann ist mir übel. Immerhin das kann ich genau spüren. Die Wolke ist noch da.

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wird es ein Midsommar-Buffet mit typischen Spezialitäten geben, vorher tanzen sie um einen Baum, die Kinder spielen. So erzählte es die freundliche junge Frau an der Rezeption gerade einem anderen Reisenden. Wir werden da leider schon seit zwei Stunden auf der Fähre sein. Ich bin traurig, weil ich übermorgen nach Hause fahren muss, wo ich doch gar nicht alles erlebt habe, was ich erleben wollte. Nicht einmal Kanu werden wir heute fahren. Das bisschen Wind, das mir gestern auf unserer kleinen Radtour zum nördlichsten Zipfel unseres Eilandes entgegengeblasen hat, bescherte mir einen kleinen Rückfall. Nicht schlimm, aber mehr Wind muss nicht sein. Und auf dem See bläst es heute.

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Vor dem Frühstück geht er schwimmen, nach dem Frühstück schwingt er sich auf sein Rad. Vielleicht wird er den See umrunden, das sind 70 oder 80 Kilometer. Ich rekonvalesziere. Lausche dem Gezwitscher der Vögel, schau aufs Wasser, in die Bäume. Von der Hängematte aus. Dann fahre ich mit dem Bike zu meinem Lieblingsplatz am See. Dort weht ein leichter Wind, es gibt schattige Flecken und Bäume, deren Stämme zum Anlehnen einladen. Auch da sitze und schaue ich, schaue…sitze….bis ich Hunger bekomme. Im Landcafé neben der Rezeption gibt es nicht nur We-Fi – der einzige Platz hier im Getnö Gard – sie haben auch belegte Brötchen, Kaffee, Eis. Was mein Herz begehrt. In der Reihenfolge.

 

Nachts kämpften Hals, Nase, Bronchien miteinander. Würde es Sinn machen, nach Hause zu fahren? Tagsüber geht es meist so einigermaßen, nachts wird es unangehm. Heute verlassen wir die Hanö-Bucht, fahren weiter zum Getnö-Gard am Asnen See. Västerviks Schären müssen warten. Doch zuerst zeigt der Freund mir Schloss Vittskövle, das er quasi zufällig bei einer seiner Touren entdeckt hat. Die quadratische Wasserburg ist eines der best erhaltensten Renaissanceschlösser Schwedens. Ein dicker Turm, efeubewachsene Mauern, Park. „Das ist meiner“, sage ich spontan, als wir den kleinen Pavillon links vor der Burg – die zu besichtigen nicht erlaubt ist, da privat – entdecken.

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die zwischen Meer und riesigen braun gefärbten Flächen liegen. Besenheide. Letzes Jahr war es hier viel grüner, das ist uns schon aufgefallen, als wir den Ausflug nach Ravlunda gemacht haben. Einmal rutscht mir das Vorderrad weg, aber ich kann das Bike halten. Meine Laune im Minusbereich, aber die Havängsdösen wollte ich schon letztes Jahr sehen. Da waren unsere Versuche immer am militärischen Sperrgebiet gescheitert. Welchen Weg wir auch versucht hatten, immer standen wir irgendwann an einem Schlagbaum. Zutritt verboten. Auch in diesem Jahr übt das Militär, allerdings erst im September.

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Ich fühle mich krank. Aber ich kann nicht die ganze Zeit in der Hängematte liegen. Also fahre ich am Nachmittag mit dem Freund zu Darins Café am Fluss. Mein Bike fährt mich leicht und mühelos. Es gibt kein Lakritzeis, dafür nehmen wir jeder ein Stück nicht gerade fettreduzierten Kuchens. Allein der grüne Überzug. Egal. Dann immer am Fluß entlang zum Meer. Wie schön es hier ist. Gleich träume ich von einem Zimmer mit Ausblick auf ein in der Sonne schaukelndes Boot, auf Schilf und Seerosen. Aber unser Stellplatz mit Meerblick beim Rigeleje Camp ist auch schön.

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glänzt das Meer grau wie Schiefer. Zur linken Seite leuchtet es in schönstem hellblau. Während ich hier faul herum sitze, liege, schlafe, döse und versuche, die Erkältung wieder loszuwerden, die mich heimtückisch überfallen hat, sucht der Freund nach einem anderen Weg zu den Havängsdösen. Er war gestern schon dort, aber die Schotterstraßen waren selbst für ihn eine Zumutung. Abends war er platt. Und wenn der platt ist, dann hat er vorher Schwerstarbeit geleistet auf dem Rad. Das natürlich kein E-Bike ist.

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Heute fahre ich – mit einem Abstecher über Havelberg zur Massage – in mein neues Zuhause. Worauf ich mich seit ein paar Tagen auch wieder freue. Nicht nur, weil ich vermisst werde. Von den Vögeln, die an das Fenster klopfen, dem Kater, der vor meiner Tür sitzt, der Freundin, mit der ich lange nicht kaffeetisiert habe. Der Garten soll kaum wiederzuerkennen sein. So schön. Hier in meinem alten Zuhause habe ich ausgiebig Abschied genommen. Mit Wehmut und Tränen immer mal wieder. Jetzt spüre ich, dass tatsächlich Platz für Neues entstanden ist. Dabei mag ich Abschiede überhaupt nicht. Der Schmerz über den Verlust – bei meiner Ausreise aus der DDR z. B. – der kam manchmal mit vielen Jahren Verspätung. Diesmal also pünktlich.

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