Archiv für das Thema: Unterwegs

fängt der Nebel an. Nachdem ich dreimal den Platz gewechselt habe, sitze ich endlich entspannt im Oberdeck direkt vor der 1. Klasse, habe eine schöne Aussicht und ausreichend Platz für mein Gepäck. Das sich in den letzten Tagen mehr als verdoppelt hat. Daran sind nicht nur die Besuche in meinem neuen Lieblings-Humana in der Karl-Marx-Str. schuld. Ich habe auch mehrere Packungen Kerzen gekauft, die gibt es bei uns nicht so günstig. Der Freund hat mir noch gut funktionierende Second-Hand-Lautsprecher für meinen Laptop mitgegeben. Die Hälfte vom selbstgebackenen Brot. Quittenkonfekt. Zwei Sorten französisches Duschgel hat sein Sohn mir geschenkt, nachdem ihn vor ein paar Wochen meine Begeisterung erheitert hatte.

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fühlt sich auf der Haut sehr angenehm an. Aber wie sehe ich darin aus? Passt das dunkle Violett zur irakischen Verlobung? Um festliche Kleidung wurde in der Einladung extra gebeten. Ich mache ein Foto und schicke es dem Taxifahrer, mit dem ich heute Mittag schon Geburtstagskaffee getrunken habe. Er hat mir ein gebrauchtes Tablet besorgt, damit ich zukünftig in der Bahn meine Kursunterlagen lesen kann. Meinen neuen Haarschnitt fand er chic. Und das könne ich ihm glauben, man würde ihn schließlich nicht umsonst den Dior der Taxifahrer nennen. Dior findet das Kleid okay. „So stichst du wenigstens die Braut nicht aus.“ Danke. Sehr freundlich.

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mir immer noch in den Gliedern. Das Frieren hatte auf dem Weg zum Bahnhof in Neustadt angefangen und in Neukölln seinen Höhepunkt erreicht, als ich eine halbe Stunde auf den Bus warten musste. Dafür prasselte in Buckow im Küchenofen ein schönes Feuer und in meinem Zimmer war die Heizung aufgedreht. Ein echter Freundschaftsdienst von einem, der selbst im Kalten sitzt und nichts dabei findet. Eskimo in einem früheren Leben. In der Nacht wurde ich wach, weil in der Nachbarwohnung jemand polterte. Hilfe. Einbrecher. Dann erinnerte ich mich Gott sei Dank daran, dass ich gar nicht zu Hause bin, dass die Geräusche von der Treppe kommen. Und jetzt steigt mir Kaffeeduft in die Nase.

 

Seit gestern Abend friere ich. Am Bahnhof Südkreuz habe ich mir als erstes den Pullover wieder angezogen, den ich im Zug ausgezogen hatte. Darüber den Steppmantel, den ich mir bei Humana in Salzburg für Radfahrten in der herbstlichen Ostprignitz gekauft habe. Die Pizza beim Freund in Buckow war noch angenehm warm, dabei hatte mein Zug fast eine Stunde Verspätung. Was inzwischen fast normal ist. Es hätte schlimmer kommen können. Bevor der Freund vorhin in seinem Zimmer verschwunden ist, hat er sich eine Wärmflasche gemacht. Ich hätte auch eine bekommen, aber ich sitze unter zwei dicken Decken, das reicht. Und morgen werde ich – dem Hausmann sei Dank – in warmen Socken nach Hause fahren. Er hat mir welche ins Café mitgebracht, ich habe sie gleich vor Ort angezogen.

 

Im Haus ist es still. Ich habe drei köstliche Stunden für mich allein. Ein Geschenk. So sehr ich meine Freundin, die Kinder, den Partner mag, wie wir gestern übereinstimmend festgestellt haben, ist für uns beide das Zusammensein mit anderen Menschen immer auch eine Herausforderung. Zum Aufladen unseres Akkus brauchen wir Zeiten des Alleinseins. Nur da sitzen und schauen. Träumen. Lesen. Schreiben. Zeichnen. Joggen. In den Wald gehen. Was jede eben so als Regenerations- oder Antriebsmittel für sich entdeckt hat. Ich habe diese Zeit meist. Sie muss sie sich stehlen. Weil immer einer etwas von ihr will. Daran hat sich wenig geändert. Nur die Kulisse drumherum ist idyllischer geworden. Wiesen. Wald. Berge.

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Aber mittags hatten wir 25 Grad. Heute Morgen sind wir eine kleine Runde durch den Wald gelaufen, haben den großen Ziegenbock gefüttert. Der Freundin ging es heute Nacht gar nicht gut, sie hat heftig auf ein Antibiotikum reagiert. Richtig fit ist sie immer noch nicht. Trotzdem mussten die Kinder abgeholt und zu ihren vereinbarten Terminen gebracht werden. Ein kleiner Zirkus bietet den Herbst über Akrobatik-Kurse mit echten Artisten. Leider nicht für beide Kinder zur gleichen Zeit. Wir haben die ersten anderthalb Stunden kaffeetisierend überbrückt – auch das mittlere Mädchen liebt Himbeerkuchen -, später saßen wir im Biergarten mit Berg- und Wiesenblick und kleinem Spielplatz.

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Mit einem freien Platz neben mir. Dank der Kopfhörer, über die ich Jo Bonamassa und Beth Hart höre, bekomme ich auch nichts von den Unterhaltungen meiner Mitreisenden mit. Noch in der Regionalbahn nach Bamberg verzehre ich die Brote, die Banane, auch die Schokolade, die die Freundin heute Morgen schwesterlich mit mir geteilt hat. Gestern Abend waren wir am Main, wo es einen Weg mit vielen Brombeersträuchern gibt, allerdings haben wir kaum noch Beeren gefunden. Dafür war die Stimmung am Fluss sehr einladend. Und ich war etwas wehmütig, weil es mir hier doch ziemlich gefallen hat. Das schöne alte Bauernhaus, die Bibliothek, die vielen Bilder, die Gärten, das gute Pfarrersbräu, nicht zuletzt die inspirierende Gesellschaft. Ein guter Ort, um kreativ zu sein.

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sitzt vor der Terrassentür und putzt sich. Dann ist ihm seine Morgenmahlzeit wohl schon serviert worden. Ein hübsches Tier. Rot gestreift. Schlank. Obwohl er von zwei Seiten gefüttert wird. Gestern Abend sind wir zum Wald der Freundin gefahren. Vielleicht ist der Mensch verwurzelter, wenn ihm ein Stück Land gehört, habe ich später überlegt. Vielleicht wäre ich verwurzelter. Es war ein besonderes Gefühl, neben der beeindruckenden Buche zu sitzen, in die Dämmerung hinein zu flüstern, zu schauen. Selbst für mich, die ich nicht die Waldbesitzerin bin. Wie muss es dann erst für die Freundin sein, die hier ihre Spuren hinterlässt, die nicht nur sorgsam hegt, sondern auch neue Bäume pflanzt. Immer mit dem Wissen, dass diese sie im besten Fall überleben werden.

 

hat mir heute Morgen ein Foto geschickt, auf dem seine Füße zu sehen sind, die im Fenster seines Taxis liegen. Text: Der letzte Sommertag. In Berlin sollen es heute noch einmal 30 Grad werden, las ich. Da hatten wir hier gerade Blitz, Donner und Wolkenbruch. Schön. Mir war es in den letzten Tagen viel zu warm. Göttin sei Dank ist es in einem alten Bauernhaus angenehm kühl. So kühl, dass ich täglich ein Buch lesen konnte. Was für ein Geschenk. Immer wieder bin ich dankbar für diesen Umstand. Ich kann meinem eigenen Rhytmus folgen und so viel schreiben, lesen wie ich will. Es macht mir Spaß, meine Tage so zu verbringen. Gutes Essen sollte allerdings nicht fehlen. Habe ich hier. Gutes Gemüse aus dem Garten.

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sitze ich auf der Mitfahrerbank. Dort kann man auch sitzen, wenn kein Bus kommt, man aber mitgenommen werden will. Eine gute Idee. Ich weiß allerdings nicht, ob sie funktioniert bzw. genutzt wird. Zumindest ich sitze bis der Bus kommt. Letztes Jahr habe ich mir im Rotkreuzladen in Karlstadt einen gemütlichen Schlafstrampler gekauft, der mich im Herbst und Winter schön warm hält, wenn ich bei offenem Fenster schlafe. Vielleicht finde ich einen zweiten. Zur Zeit nehmen sie keine neuen Sachen, so steht es im Schaufenster, es gibt sogar auf alles 50 Prozent Rabatt, damit sie die alten Teile loswerden. Am Ende bezahle ich 5 Euro für ein Tuch und 2 Blusen. So gut wie neu.

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